Sie verwenden einen nicht mehr unterstützten Browser, daher kann die Webseite teilweise nicht korrekt dargestellt werden.

Pflanzenverkauf

Geöffnet

Schliesst um 12:15 Uhr

Geöffnet

Schliesst um 17:00 Uhr

Geschlossen

Öffnet um 8:30 Uhr

Geöffnet

Schliesst um 14:00 Uhr

Bioladen

Selbstbedienung

Schliesst um 23:00 Uhr

Selbstbedienung

Öffnet um 05:00 Uhr

Selbstbedienung

Hauptsitz Hünibach

Gartenbauschule Hünibach
Chartreusestrasse 7
3626 Hünibach

Anreise
PW: Autobahnausfahrt Thun Nord, weiter in Richtung Gunten bis Hünibach. In der Chartreusestrasse links abbiegen. Wenige Parkplätze sind vorhanden.

ÖV: Bus Linie 21 ab Bahnhof Thun Richtung Oberhofen/Interlaken bis Haltestelle Hünibach Chartreuse. Fahrplan via SBB.ch



Aussenstandort Uetendorf

Allmendstrasse 37
3661 Uetendorf

Anreise
PW: Autobahnausfahrt Thun Nord, weiter in Richtung Seftigen. Zweimal links abbiegen in Richtung Uetendorf Allmend. Anschliessend auf der Uttigenstrasse bis zur Abzweigung rechts auf die Allmendstrasse (Wegweiser "Mehrzweckhalle"). Der Allmendstrasse rund 900m folgen. Öffentliche Parkplätze sind vorhanden.

ÖV: Zug bis Uetendorf, anschliessend zu Fuss rund 10-15 Minuten in Richtung Uetendorf Allmend. Fahrplan via SBB.ch


«Ich will auf jeden Fall Gärtnerin bleiben!»

Im Sommer 2018 haben die ersten beiden Staudengärtnerinnen EFZ ihre Ausbildung an der GSH abgeschlossen. Jessica Türler spricht im Interview über ihre Zeit an der Gartenbauschule und ihre Liebe zu den Stauden.

von Claudia Fahlbusch







Jessica Türler, du hast 2015 als Lernende Zierpflanzengärtnerin angefangen. Warum hast du zu den Stauden gewechselt?
Jessica Türler: Ursprünglich wollte ich Staudengärtnerin lernen, doch als ich anfing, waren diese Stellen bereits besetzt. Als ein Jahr später die Lehrstelle frei wurde, fragte ich, ob ich wechseln dürfe.

Warum Stauden? Was interessiert dich daran?
Im Staudenbereich hat man mehr mit den Pflanzen zu tun, die auch hier bei uns wachsen. Die GSH ist ja eine Wildstaudengärtnerei, und dort gibt es viele einheimische Gewächse, die kulturell besser verankert sind, einschliesslich derer, die eine Heilwirkung haben. Ich finde es schön, Pflanzen zu kultivieren, die in unserer Klimazone zuhause sind. Mit den Stauden verbinde ich auch mehr Nachhaltigkeit als mit einjährigen Gewächsen. Man muss sie nicht jedes Jahr neu zukaufen, kann sie selber auspflanzen und weiterkultivieren – nicht nur durch Aussaat, sondern auch durch Teilung. Wir können Wurzelschnittlinge machen oder Rhizomschnittlinge.

Hast du das alles schon vorher gewusst?
Ich habe mich in das Thema eingelesen und wusste, dass Staudengärtner mit mehrjährigen Pflanzen arbeiten und Zierpflanzengärtner eher mit Saisonflor.

Bist du als Staudengärtnerin mehr in der Natur?
Tendenziell schon, obwohl auch Zierpflanzengärtner viel draussen sind. Sie arbeiten aber auch oft in den Gewächshäusern. Wir Staudengärtner brauchen Gewächshäuser für die Vermehrung, für Aussaaten und Stecklinge sowie für die Überwinterung von heiklen Gewächsen. Bei den Zierpflanzen sind ganze Kulturen ausschliesslich drinnen. Stauden sind im Grossen und Ganzen robuster; wir können ganze Bestände zurückschneiden und auf Stock setzen, und schon nach zwei oder drei Wochen sieht das wieder recht schön aus. Das geht bei den Zierpflanzen nicht.

Muss man Stauden auch weniger «hätscheln»?
Ja, ich glaube, es tut ihnen sogar gut, wenn man sie nicht zu sehr verwöhnt. Ich habe oft erlebt, dass sie sich besser entwickeln, wenn man sie ein bisschen «leiden» lässt. Das gilt sicher nicht für alle, doch die Stauden, die in Hünibach kultiviert werden, sind alle recht robust. Weil sie mehrjährig sind, hat man mit ihnen auch länger zu tun, und die Verbindung ist intensiver. Es gibt mehr geschlossene Kreisläufe. Eine Staude kann ich aus einer Kultur nehmen, pflanzen und teilen, neue Pflanzen daraus machen, sie zurück in die Kultur geben und wieder teilen. Das ist ein gutes Gefühl.

War für dich immer klar, dass du die Lehre in Hünibach machen willst?
Nein, dass ich nach Hünibach kam, war eigentlich ein spontaner Entscheid. Ich war vorher drei Jahre am Gymnasium, hörte ein Jahr vor der Matura auf und brauchte eine Lehrstelle. Eine Kollegin empfahl mir die GSH, also ging ich schnuppern. Am ersten Tag stand ich im Morgenkreis, sah die Menschen dort und den Hof und wusste, dass ich hierher gehöre. Meinen Entschluss habe ich nie bereut. Jetzt, nach der Lehre, weiss ich ganz genau, dass ich Gärtnerin bleiben will.

Was hat dir in Hünibach gefallen, abgesehen von der Arbeit mit den Stauden?
Vor allem die Gemeinschaft, die wir dort hatten. Ich habe viele Freundschaften geschlossen, die über die Lehre hinaus Bestand haben. In Hünibach treffen viele verschiedene Menschen aufeinander, es gibt regen Austausch und eine spannende Dynamik. Natürlich kracht es auch manchmal, aber das gehört dazu. Auch in Bezug auf Achtsamkeit habe ich viel gelernt. Ich habe ein «Gärtnerauge» entwickelt und achte jetzt viel mehr auf alles, was mich umgibt. Vorher habe ich mir nie viele Gedanken darüber gemacht, warum diese oder jene Pflanze an einem bestimmten Ort wächst und nicht woanders. Heute schon.

Woran liegt es, dass die Achtsamkeit gefördert wird? An den Ausbildnern? Oder am Ort?
Wahrscheinlich an beidem. Christian Mathys, unser damaliger Ausbildner bei den Stauden, hat mir viel auf den Weg mitgegeben. Der Ort selber kam mir manchmal ein bisschen vor wie eine Blase, in der aber sehr viel passiert. Eine Idylle sozusagen.

Was sollten junge Leute wissen, die sich überlegen, eine Lehre als Staudengärtner an der GSH zu machen?
Sie sollten sich bewusst sein, dass sie bei den Stauden in einem relativ kleinen Team arbeiten. Damit verbunden ist eine grosse Selbstständigkeit, was ich persönlich schön finde. Das heisst aber auch, dass man sich aufeinander verlassen muss. Jeder muss mit anpacken und bereit sein, sich einzusetzen und sein Bestes zu geben. Es braucht auch etwas Ausdauer, weil die Kultivierung meistens etwas länger dauert. Manche Stauden brauchen eineinhalb Jahre, bis sie in den Verkauf kommen.

Was sind denn typische Arbeiten eines Staudengärtners oder einer Staudengärtnerin?
Es ist kein Tag gleich wie der andere. Die Arbeit ist sehr vielfältig. Mal waren wir auf dem Kompostplatz, dann gingen wir ins Staudenquartier zum Jäten oder pflegten Mutterpflanzen. Eine typische Arbeit der Staudengärtner ist die Vermehrung der Pflanzen durch das Schneiden von Stecklingen. Es gibt auch Aufgaben, die nicht direkt mit den Stauden zu tun haben. Wir verbrachten manchmal einen ganzen Tag bei den Enten, weil es an deren Gehege etwas zu tun gab oder macht Umgebungsarbeiten. Im Winter fällt das Durchputzen der Stauden an, indem man die Töpfe aus dem Quartier herein holt, das tote Laub entfernt, die Pflanzen zurückschneidet und Herd nachfüllt, bevor sie wieder nach draussen kommen. Ebenfalls im Winter haben wir Fenster repariert und gekittet, das war immer eine lustige Arbeit.


Was hast du am liebsten gemacht?
Am schönsten fand ich, wenn wir ins Staudenquartier geschickt wurden mit dem Auftrag, dort oder bei den Schau-Rabatten Samen zu sammeln. Wenn Samen einfach zugekauft werden, hat man ja keine Ahnung, woher sie kommen.

Stimmt es, dass Staudengärtner sehr viele Pflanzen auswendig lernen müssen?
Ja, wir müssen fast doppelt so viele Pflanzen kennen wie die Zierpflanzengärtner, nämlich 780 insgesamt. Dazu kommen noch verschiedene Sorten. Man sollte schon motiviert sein, Pflanzenkenntnisse zu büffeln. Mein System war immer, dass ich raus ging und mir die Pflanzen anschaute. Man muss einfach von Anfang an dran bleiben, dann schafft man das. Je mehr man lernt, desto einfacher geht es. Die Lernkarten, die wir bekamen, haben mir auch viel geholfen.

Hast du eine Lieblingsstaude?
Da gibt es viele! Ich habe ein Flair für alpine Pflanzen. Die Pelzanemone finde ich sehr «härzig». In die habe ich mich a ls erstes verliebt. Dann gibt es noch die Oktobersilberkerze, die sehr spät im Jahr blüht, oder eine Glockenblume, Campanula cochleariifolia, die ich auch sehr cool finde. Sie wächst an Felsen, zum Beispiel an der Sense. Auch Farne mag ich sehr gerne. An der GSH machten wir unter anderem Versuche mit Sporensaaten, das ist gut gelungen, Hirschzungenfarn zum Beispiel, oder Mauerfarn. Wir säten die Sporen in Joghurtbechern aus und beobachteten das Wachstum.

Wie geht es jetzt für dich weiter? Hast du eine Vision?
Mein grösster Traum wäre ein eigener Selbstversorgerhof. Ich fände es sehr schön, wenn ich irgendwann mein eigenes Essen produzieren könnte und nicht so abhängig von Produzenten wäre. Permakultur interessiert mich auch sehr, oder die Arbeit mit alten Sorten und Raritäten. Eine weitere Perspektive ist das Gärtnern nach biodynamischen Kriterien. Damit hatte ich vor der Lehre noch gar nichts am Hut, und in den drei Jahren habe ich einiges darüber gelernt. Ich weiss zwar nicht in jedem Fall, wie es funktioniert – doch ich habe gesehen, das es funktioniert. Darüber würde ich gerne mehr erfahren. Ich möchte das Wissen, das ich in Hünibach gesammelt habe, weitergeben und auch andere Menschen dafür begeistern.

Jessica Türler, vielen Dank für das Gespräch!